
Die Nachfrage ist überschaubar
Christian Hammer
NFS Netfonds Financial Service
Geschäftsführer
Die Assetklasse der ELTIFs stellt sich gerade neu auf. Die diversen Anbieter zeigen ein breites Potpourri an neuen Investmentideen, in die ein Retailinvestor bisher nicht investieren konnte. Die Kostenquoten der Public ELTIFs pendeln sich momentan durchschnittlich leicht über den typischen Aktienfondskosten ein. Durch diese teilliquiden bis illiquiden Assets kann in ganz neue Assetklassen investiert werden. Illiquide Assets können über die Laufzeit auch marktgerecht zum großen Teil veräußert werden, was in anderen klassischen KG-Modellen immer schwierig ist. Somit ist dies eine sehr gute Entwicklung für den Markt und definitiv ein Baustein zur Diversifizierung.
Die Anbieter sind dabei, unterschiedliche Tranchen für institutionelle Anleger sowie Privatanleger aufzubauen. Diese Kostenunterschiede kennen wir bereits aus der klassischen Investmentfonds-Industrie. Durch die ELTIFs wird es erst möglich, in besondere Private Equity oder Infrastrukturprojekte zu investieren, was bisher den institutionellen vorbehalten war. Es findet eine Demokratisierung von Assets statt, wo ein kleiner Privatanleger bislang wenig bis gar keine Möglichkeiten hatte, gute Produkte zu finden. Man sollte allerdings auf die Gesamtliquidität des Kunden achten, damit er flexibel bleibt und nicht zu viel in diese teilweise illiquide Assetklasse investiert.
Dabei sehen wir erste etablierte Player auf den Markt kommen. Dazu gehören beispielsweise Allianz, Amundi, Schroders, Blackrock, CommerzReal, Goldman Sachs, JP Morgan, ODDO, Patrizia, Pictet, Moonfare, Union Investment, UBS und viele mehr. Wir sind auch dabei, die ersten ELTIFs als Haftungsdach zu begleiten und haben jetzt den ersten Private Equity ELTIF mit Porta Equity in den Markt begleitet. Ob Private Equity, private Debt, Infrastruktur oder erneuerbare Energien, es gibt viele Ansätze, die spannend sind und der Markt wird sich über die nächsten Monate weiter etablieren.
Dieser neue Markt muss sich allerdings zunächst sortieren. Dabei ist wie immer die Fachexpertise entscheidend, dass nicht nur das Marketing, sondern auch das spezielle Know-how in den Firmen der Fondsmanager vorhanden ist. Weiter sollte man darauf achten, dass die Unternehmen nicht ihre eigenen Ladenhüter in diesen Produkten unterbringen und sich sinnvolle, klar verständliche Strategien ergeben. Ein gutes transparentes Reporting ist wichtig, um ein Verständnis über die zu erwartenden Ausschüttungen und Rückzahlungen sowie über mögliche Kursschwankungen aufzubauen.
Die Regulierung erwartet bei diesen Produkten eine Geeignetheitsprüfung, was einer Anlageberatung sehr ähnelt. Somit sehen wir das Produkt als beratungsintensiv an. Es ist nicht für den täglichen Verkauf konzipiert. Über mögliche Liquiditätsversprechen der Produkte sollte man sich stets Gedanken machen. Schwierigkeiten kommen immer erst in turbulenten Märkten auf. Der Verzicht auf Liquidität sollte durch eine Renditeprämie, mindestens durch eine bessere Diversifizierung, belohnt werden.
Aktuell ist die Nachfrage allerdings überschaubar. Wir sind noch dabei, unsere Hausaufgaben mit den Banken zu machen. Vereinzelnd sind Banken bereits aufgestellt, ELTIFs abzuwickeln. Die meisten Banken sind aktuell zögerlich und warten auf die Nachfrage. Wir gehen davon aus, dass diese kommen wird und die neuen Produkte bei den Beratern Ihren Absatz finden werden. Wir stehen dem neuen ELTIF 2.0 sehr positiv gegenüber und unsere Beratungsplattform finfire wird diese Assetklasse automatisiert abwickeln können.

Bisher nur eine geringe Anfrage
Daniel Arndt
Fonds Finanz Maklerservice
Abteilungsleiter Investment
Die Novellierung der ELTIF-Verordnung 2.0 war zwingend erforderlich, um die Akzeptanz und die Marktbreite von ELTIFs zu erweitern und Privatanlegern den Zugang zu Anlageformen zu ermöglichen, die bisher eher institutionellen Investoren vorbehalten waren. Anlageklassen wie Private Debt, Private Equity, Infrastruktur oder Real Assets weisen geringere Korrelationen zu den traditionellen Aktien-, Misch- oder auch Anleihefonds auf, die in den meisten Kundenportfolios vertreten sind. Dadurch eignen sie sich gut zur zusätzlichen Diversifikation. Dass jene ELTIFs, die eine unterjährige Rückgabe ermöglichen, nach § 34f (1) vermittelt werden dürfen, macht sie über Finanzanlagenvermittler einer breiteren Anlegerschaft zugänglich.
Inwiefern sich die einzelnen Produkte auch wegen ihrer langen Laufzeiten und eingeschränkten Rückgabemöglichkeiten für Privatanleger eignen, muss im Einzelfall durch den Vermittler geprüft werden. Wir sehen ELTIFs unabhängig vom Depotvolumen als Beimischung bei Kunden mit längeren Anlagehorizonten.
Aufgrund der bisher von den Produktanbietern vorgesehenen teils langen Laufzeiten von bis zu 70 Jahren sind Erfolgsbilanzen der Produkte wahrscheinlich nicht ähnlich transparent nachvollziehbar, wie das Vermittler bei Fonds für liquide Anlageklassen gewohnt sind. Dass sich in der Branche wegen des neuen Vertriebspotenzials eine Art Goldgräberstimmung bei Produktgebern andeutet, ist durchaus auch mit Vorsicht zu genießen. Inwiefern hier Expertise im Bereich illiquide Anlagen bei den Initiatoren und somit die Erfolgsaussichten der langfristigen Produkte gegeben sind, muss daher unbedingt für jeden Fonds sichergestellt werden. Die Möglichkeit, bis zu 45 Prozent des Fondsvolumens in liquide Anlagen zu investieren, kann zudem zur Verwässerung der Produkte und damit der angestrebten Rendite führen.
Interessant erscheinen aufgrund der langfristigen stabilen Erträge Infrastrukturinvestments und für kleinere Anlagesummen auch Dachfondskonzepte mit Zugang zu etablierten Anbietern, zu Secondaries oder Konzepte, die Anlegern die Partizipation an bestehenden oder neuen Investments, zum Beispiel von Versicherern, einräumen. Bisher verzeichnen wir eine geringe Anzahl an Anfragen zum Thema. Wir beobachten den Markt und die Fonds, sehen erfreut den Eintritt etablierter Produktanbieter und das Engagement einiger Depotbanken. Wir prüfen derzeit, welche Softwarelösung unseren angeschlossenen Partnern den Vertrieb von ELTIFs ideal ermöglichen würde.

ELTIF 2.0 öffnet Türen
Frank Ulbricht
BCA AG
Vorstand
Seit Januar sind die Änderungen im Rahmen der beschlossenen Neufassung der ELTIF-Verordnung in Kraft. Hierdurch sind die Produkte nun sowohl für institutionelle als auch für private Anleger eine investierbare und interessante Anlageklasse. Für Privatanleger spielten vor allem die Mindestanlagesumme und die Begrenzung auf maximal zehn Prozent des liquiden Vermögens eine wichtige Rolle. Hier hat das Regelwerk von ELTIF 2.0 eine spürbare Erleichterung gebracht. Die Einstiegshürden wurden gesenkt, was für Rückenwind sorgt. Mit anderen Worten: Es wurde die Möglichkeit einer echten Alternative zu offenen Immobilien-Publikumsfonds geschaffen.
Neben Aktien, Anleihen, offenen Fonds oder ETFs wird somit die Welt der Alternativen Investments für Privatanleger geöffnet. ELTIFs als eine Form der Alternativen Investments können durch den neuen Rahmen in ein breiteres Spektrum von Sachwerten wie Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur investieren. Das Angebot wird immer umfassender und mit Blick auf die Asset Manager wird deutlich, dass insbesondere große Marktteilnehmer ELTIF-Produkte anbieten. Die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Komplexität der verschiedenen Assetklassen, all das spielt den Häusern mit langjähriger Expertise in die Hände. Das Angebot nimmt somit zu!
Und dies aus berechtigtem Grund. So kann die Diversifizierung des Portfolios durch nicht börsennotierte Wertpapiere wie ELTIFs Risiko-Rendite-Verhältnis des Portfolios verbessern. Die Anlageform dient jedoch als Beimischung in ein bestehendes Portfolio und stellt kein klassisches Basisinvestment dar. Zudem handelt es sich bei ELTIF-Anlagen im Gegensatz zu Aktien und Anleihen um klassische Langfristanlagen, die kaum liquide sind. Privatanleger sollten sich dessen bewusst sein, und es ist Aufgabe des Anlageprofis, dies in Beratungsgesprächen deutlich zu machen. ELTIFs sind komplexe und beratungsintensive Produkte.
ELTIF 2.0 öffnet Türen, ermöglicht ein breiteres Spektrum an Anlagemöglichkeiten, ist aber auch kein Selbstläufer. Aufklärung und Wissenstransfer sind in diesem Zusammenhang entscheidend, auch im Hinblick auf die Erfolgsaussichten der Produkte. Ob Weiterbildung, technischen als auch fachlichen Support oder Bereitstellung von Produktangeboten: BCA AG und BfV Bank für Vermögen AG bieten in diesen Punkten interessierten Beratern umfassende Unterstützung an.

Weniger riskant - aber trotzdem renditestark
Sebastian Grabmaier
Jung, DMS & Cie.
Vorstandsvorsitzender
Sinn und Zweck der ELTIFs seit ihrer Einführung vor fast zehn Jahren ist es, Investoren unterschiedliche außerbörsliche Anlagemöglichkeiten zu geben und zugleich Unternehmen neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Insofern sind ELTIFs eine geeignete Anlageform zur Portfoliodiversifizierung, denn sie ermöglichen Investments in Infrastrukturprojekte oder in Assetklassen wie Nachhaltigkeit, Private Equity oder Private Debt, wobei letztere in der Regel risikoärmer sind.
Hier kommt die notwendige Expertise der ELTIF-Anbieter ins Spiel, die den Anlegern den Zugang zu interessanten Assets bieten und auf ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Verhältnis und unterschiedliche Laufzeitenprofile der Investments achten sollten. Beim Stichwort Risiko stellt sich natürlich immer auch die Frage, ob Anleger mit kleinen Volumina überhaupt in so spezifische Assetklassen investieren sollten. Doch mit Streichung der bisherigen Mindestanlagesumme von 10.000 Euro können Anleger ihr Kapital über verschiedene ELTIFs mit unterschiedlichen Strategien breit streuen und damit ihr Portfoliorisiko senken.
Dennoch müssen sich Anleger darüber im Klaren sein, dass sie mit der Investition in die langfristig ausgerichteten ELTIFs ihr Kapital eine gewisse Zeit binden. Doch dafür ist das Risikoprofil im Vergleich zu liquiden Anlageformen wie Aktien oder Anleihen vorteilhafter. Bei diesen traditionellen Anlageformen gilt normalerweise: Je kurzfristiger und damit in der Regel riskanter, desto höher die Rendite. Nicht so bei ELTIFs. Sie investieren in langfristige Assets und machen sich damit unabhängig von Zyklen. Dadurch sind sie weniger riskant, aber trotzdem renditestark.
Über unsere Maklerplattform Jung, DMS & Cie. können Vertriebspartner geschlossene ELTIFs seit Jahren beziehen, die wenigsten Vermittler bieten ihren Kunden aber ELTIFs aktiv an. Um dies zu ändern, sind wir derzeit dabei, ELTIF-Produktlösungen in unseren Beratungsprozess ATweb premium einzubinden.

Wir erwarten Transparenz, Transparenz und nochmal Transparenz
Alexander Lehmann
FondsKonzept
Vorstand
Unseres Erachtens ist ein AIF und damit auch der neue Investmentmantel ELTIF ab einem gewissen liquiden Anlagevermögen definitiv eine Möglichkeit ein Portfolio weiter zu diversifizieren. Die sich abzeichnende Produktwelt ist gerade in den Bereichen Infrastruktur und Private Debt interessant, da hiermit auch Privatanlegern Zugang zu Anlageklassen ermöglicht wird, die bisher nur institutionellen Anlegern vorbehalten waren. Die bisher bekannten Korrelationen zu den klassischen Anlageklassen wie beispielsweise Aktien, Renten oder Edelmetalle lassen zumindest den Schluss zu, hier Diversifikationseffekte erreichen zu können.
Es kommt auf das konkrete Produkt an, ob eher Private Equity oder Private Debt Projekte spannend sind. Um eine Antwort zu geben; wir finden grundsätzlich Private Debt spannender, da hier die klassische UCITS – Welt nur eingeschränkt liefern kann.
Von einem guten ELTIF-Produkt eines Asset Managers erwarten wir Transparenz, Transparenz und nochmal Transparenz, denn das schafft Vertrauen in die neue Anlageklasse. ELTIF-Investments gehen mit erhöhten Risiken einher, weil Informationen weniger gut zugänglich und verfügbar sind und einmal investiertes Kapital zudem langfristig gebunden ist. Ein frühzeitiger Ausstieg ist bei einigen Produkten nicht möglich bzw. über einen noch zu etablierenden Zweitmarkt nur mit Abschlägen möglich, da die Anbieter nicht immer zur Rücknahme verpflichtet sind und ELTIFs nicht an klassischen Börsenplätzen gehandelt werden.
Zudem weisen die Vermögenswerte, je nach Ausgestaltung des ELTIF, grundsätzlich eine geringere Liquidität auf, sodass deren Wert häufig weniger kalkulierbar sein kann. Unabhängig vom klassischen Risikoprofil – Denken muss dem Anleger somit bewusst sein, dass es eventuell nicht möglich sein kann, den Vermögenswert zu dem zuletzt am Markt notierten Kurs oder zu einem Wert zu verkaufen, der für eigentlich angemessen erachtet wird. Gleiches gilt für die Anlageseite. Private-Equity-Investments bewegen sich in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt. Attraktive Anlagemöglichkeiten sind nicht immer leicht zu finden, mit der Folge, dass die Ertragsziele nicht erreicht werden.

Gefahr der Goldgräberstimmung auf Produzentenseite
Georg Kornmayer
FONDSNET
Geschäftsführer
Wir begrüßen grundsätzlich die Einführung von ELTIFs. Sie bereichern das vorhandene Investitionsspektrum und bieten insbesondere im Rahmen der Diversifikation und Streuung von Portfolios und Depots Vorteile für unsere angeschlossenen Partnern rund deren Kunden.
Allerdings ist es unserer Ansicht nach von entscheidender Bedeutung, dass Investoren über die spezifischen Eigenschaften von ELTIFs, insbesondere im Hinblick auf Laufzeit und Liquidität, vollumfänglich informiert sind. Im Vergleich zum Investment in offenen Fonds sind Anleger bei ELTIFs hier deutlich eingeschränkter, bei ähnlichen oder gar höheren Risiken. Eine informierte Entscheidungsfindung ist daher unerlässlich. Oder anders gesagt: Ein ELTIF sollte nicht verkauft, sondern gekauft werden. Aus diesem Grund geht es nicht nur um die viel diskutierte Frage der technischen Integration der ELTIF-Abwicklung, sondern auch um entsprechende Schulung von Beratern und Kunden.
Wir sehen die jüngsten gesetzlichen Vereinfachungen, insbesondere bezüglich Anlagebeschränkungen und Diversifikationen, grundsätzlich als richtige Schritte, um ELTIFs zugänglicher und flexibler zu gestalten. Mit etwas Sorge betrachten wir jedoch die Aufhebung der Mindestinvestitionssumme von 10.000 Euro, da dies verstärkt auch kleinere Retailanleger anspricht. Hier besteht die Gefahr, dass die realen Risiken dieser Investmentform gerade in der Werbung für die Produkte unterrepräsentiert werden, was zu einer Goldgräberstimmung auf Produzentenseite führen könnte, die wir kritisch betrachten. Insbesondere, wenn wir die bisher aufgerufenen Kostenquoten betrachten.
Unser Wunsch für die Zukunft wäre, dass ELTIFs weniger Probleme aufwerfen, als wir sie heute im Markt für geschlossene Fonds sehen. Es ist entscheidend, dass wir als Finanzindustrie in Zeiten von massivem Kosten- und Leistungsdruck nicht von notwendigen Veränderungen Abstand nehmen, indem wir einfach neue Produktkategorien einführen. Vielmehr sollten wir diese Gelegenheit nutzen, um nachhaltige und verantwortungsvolle Investitionsmöglichkeiten zu fördern, die den Anlegern langfristigen Nutzen bringen.