Union Investment
Die Inflation schwächt sich ab und die Zinserhöhungen könnten im Laufe des Jahres zunächst ein Ende nehmen. Ist also die Zeit der Anleihen zurückgekommen und wagen Anleger nun diesbezüglich vermehrt den Sprung ins Risiko? Für Alexander Wagner, Head of Relative Return Multi Asset von Union Investment, steht fest: „Es zeichnet sich momentan ein Comeback der Anleihe ab. Dafür sprechen das momentane Zins- und Inflationsumfeld, aber auch für das Wirtschaftswachstum sieht es gar nicht mal so schlimm aus. Das bedeutet, wenn man all diese Aspekte zusammennimmt, hat man ein gutes Umfeld, um auch höhere Zinsen zu verdienen.“
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Und genau das möchte Wagner tun und hat sich in seinem knapp 16 Milliarden Euro schweren PrivatFonds: Kontrolliert (ISIN: DE000A0RPAM5) auf der Rentenseite entsprechend aufgestellt. „Wir haben Ende vergangenen Jahres bereits begonnen, Unternehmensanleihen in einem größeren Ausmaß zuzukaufen und führen dies auch im Laufe dieses Jahres bisher fort. Den Fokus legen wir dabei vor allem auf Investment-Grade-Titel, die im aktuellen Umfeld eine durchaus attraktive Rendite von durchschnittlich vier Prozent erzielen“, sagt Wagner.
So machen IG-Anleihen mittlerweile rund 30 Prozent des Gesamtportfolios des Mischfonds aus, womit der Anteil signifikant höher ist als im vergangenen Jahr um diese Zeit. Damals lag die Quote deutlich unter 20 Prozent. Zudem wurden zwischen drei und vier Prozent im High-Yield-Bereich hinzugekauft, deren Quote damit nun bei rund fünf Prozent im Portfolio liegt.
Kasse drastisch reduziert
Um Unternehmensanleihen zu kaufen, nutz Wagner alle Instrumente: „Das heißt, wir nehmen Käufe beispielsweise über Neuemissionen bei Einzelwerten vor, was wir in den vergangenen Monaten verstärkt gemacht haben. Dafür haben wir vor allem unsere Kassenquote reduziert. Im vergangenen Jahr hatten wir noch einen relativ hohen Kasseanteil von 15 Prozent, den wir mittlerweile auf zwei Prozent gesenkt haben. Wir nutzen zudem die Möglichkeit, aktiv gemanagte Fonds zu erwerben und setzen auch auf ETFs.“ Mittlerweile gebe es auch einen recht guten Derivatemarkt, wodurch man auf Cash Corporates entsprechende Derivate handeln und damit auch Long-Positionen eingehen könne.
„Wir haben insgesamt eine etwas größere Position in carry- und kreditnahen Segmenten im Portfolio, wobei wir darauf achten, nicht zu viel High-Yield-Anleihen zu halten, weil wir dort in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch den einen oder anderen Ausfall sehen werden. Ich bin durchaus der Meinung, dass es wieder an der Zeit ist, etwas mehr Risiko im Fixed-Income-Bereich einzugehen – und den ersten Schritt haben wir nun gemacht –, aber man sollte mit Bedacht vorgehen“, so Wagner.
Nicht nur auf Aktien und Renten setzen
Auch die Duration des Portfolios ist wieder ein Stück höher als es noch im vergangenen Jahr der Fall war. Auf das Gesamtportfolio gerechnet liegt die durchschnittliche Duration jetzt bei ungefähr dreieinhalb Jahren. Im April 2022 lag die Duration noch zwischen zweieinhalb und drei Jahren. Diese Anpassung erfolgte hauptsächlich über die Erhöhung der Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Segment.
„Reine Unternehmensanleihen machen ungefähr 36 Prozent des Portfolios aus. Zusätzlich haben wir noch speziellere Strategien im Shortterm-Bereich und auch Emerging-Markets-Anleihen, die wir kürzlich um zwei Prozentpunkte aufgestockt haben. Insgesamt macht das Anleihe-Segment rund 60 Prozent des Portfolios aus, wohingegen wir bei Aktien aktuell ein Gewicht von 15 bis 20 Prozent halten“, erklärt Wagner.
Insgesamt sei das Umfeld für Anleihen jetzt also wieder spannend geworden und Wagner geht davon aus, dass die Korrelationseigenschaften von Aktien und Renten in den nächsten Jahren besser sein werden als beispielsweise im vergangenen Jahr. „Aber es wird auch wichtig sein, in Portfolios nach vorne blickend eben nicht nur auf Aktien und Renten zu setzen, sondern durchaus auch auf Rohstoffe und alternative Anlagestrategien, die eher marktunabhängig laufen. Absolute-Return-Strategien machen in unserem Portfolio rund 15 Prozent aus und Rohstoffe sind mit vier Prozent gewichtet. Denn es kann immer wieder passieren, dass Aktien und Renten wieder stärker korrelieren“, mahnt Wagner. Den vollen Sprung ins Risiko wagt er also noch nicht.